
Das schnellste Flugzeug seiner Zeit – die Messerschmitt Me 209
Der Drang nach immer neuen Rekorden ist eine Konstante in der Luftfahrt. Als schnellste Kolbenmotor-Propellermaschine sollte 1939 die Messerschmitt Me 209 in die Geschichte eingehen und den Geschwindigkeitsrekord über 30 Jahre halten.
Wettlauf zum Rekord
Im Juli 1937 trat Deutschland erstmalig bei der internationalen Flugschau in Zürich auf. Ein gelungener Auftritt, da Messerschmitt die Bf 109 einer breiten Öffentlichkeit präsentierte und mehrere Wettbewerbe für sich entscheiden konnte. Im November desselben Jahres holte Hermann Wuster, Chefpilot von Messerschmitt, den Geschwindigkeitsrekord für Landflugzeuge mit 611 km/h in einer Bf 109 V13.
Dies löste einen Wettbewerb unter den deutschen Flugzeugherstellern aus. So knackte Ernst Udt bereits im Juli 1938 in einer Heinkel 100 den Rekord von Messerschmitt mit einer Geschwindigkeit von 634,7 km/h. Am 30. März 1939 baute Heinkel diesen Rekord aus. So erreichte Hans Dieterle mit einer umgebauten He 100 V8 ein Tempo von 746,6 km/h. Messerschmitt hatte jedoch seit 1938 an einem neunen Flugzeug geforscht. Unter dem Projektnamen P 1059 wurde die Me 209 als reines Rennflugzeug entwickelt. Der einsitzige Tiefdecker zeichnete sich optisch vor allem durch seine weit hinten liegende Kabine aus und die Ganzmetal-Schalenbauweise aus.
Am 26. April 1939 war es dann soweit. Fritz Wendel stellte mit seiner Me 209 V1 einen neunen absoluten Geschwindigkeitsrekord auf. Mit einem Tempo von 755,138 km/h überbot er den von Heinkel aufgestellten Rekord. Eine Leistung, welche 30 Jahre bestehen sollte. Erst am 16. August 1969 wurde der Rekord mit 777 km/h in einer erheblich modifizierten F8F-2 Bearcat gebrochen. Der noch heute gültige Rekord wurde am 21 August 1989 in einer ebenfalls stark modifizierten Grumman Bearcat aufgestellt. Er beträgt 850,24 km/h.
Der Motor zum Erfolg
Ausschlaggebend für den Rekord der Me 209 war vor allem der von Daimler entwickelte DB 601 Motor. Dieser erreichte eine Leistung von 1325 kW bzw. etwa 1800 PS. Bei seiner vollen Auslastung konnte dieser jedoch nur wenige Minuten bis zu einem Motorschaden betrieben werden. Für etwa eine Minute konnten sogar bis zu 2300 PS erreicht werden.
Die Motorkühlung erfolgte über eine neuentwickelte Verdampfkühlung, welche den Luftwiederstand herkömmlicher Kühlungen eliminieren sollte. Diese verbrauchte bis zu 9 Liter der Kühlflüssigkeit, von welcher maximal 450 Liter mitgeführt werden konnten. Eine Außenhautkühlung ließ sich jedoch bis zuletzt nicht flugtauglich umsetzen, da sie eine Verformung der Trägerflächenbeplankung zur Folge haben konnte.
Diffuse Begriffsgeschichte
Bereits bei der Aufstellung des Geschwindigkeitsrekordes betitelte Joseph Goebbels die Me 209 aus Propagandazwecken als Me 109 R. So sollte der Anschein erweckt werden, dass es sich bei der Maschine um eine Variante des in der Luftwaffe eingesetzten Flugzeuges des Typs Me 109 handele. Auch benannte Messerschmitt 1943 ein Prototyp mit der Bezeichnung Me 2009 V5. Es handelte sich hierbei jedoch nicht um eine Me 209 im ursprünglichen Sinn. Vielmehr versuchte Messerschmitt mit der Typenbezeichnung den Genehmigungsprozess für Flugzeuge neuartigen Modelles zu umgehen. Ein Grund warum die Me 209 manchmal fälschlich auch als Kriegsflugzeug gelistet wird.