Der Griff nach ungeahnten Höhen
Bereits zum Anfang des 19. Jahrhunderts startete ein Wettlauf innerhalb der Fliegerei. Es galt, immer neue Höhenrekorde aufzustellen. Dabei stellte sich neben der rein technischen Herausforderung auch schnell die menschliche Unzulänglichkeit für das Überleben in großer Höhe als eines der Hauptprobleme dar. Ein Wettbewerb zur Lösung dieses Problems entstand. Dabei wurde in den frühen 1930er Jahren die Druckkabine erfunden. Heutzutage zur Standartbauweise der meisten Flugzeuge gehörend, stellte es eine bis dato unbekannte Neuheit dar.
Erfinder war Auguste Piccard. Dieser baute auch direkt ein Prototyp seiner Erfindung und befestigte diese am 27. Mai 1931 an einem Gasballon. Mithilfe des Ballons erreichte er eine Höhe von 15.781 Metern. Dies stellte den damals 30 Jahre alten Höhenrekord von Arthur Berson und Reinhard Süring in den Schatten. Diese hatten mit einem offenen Korb eine Höhe von 10.800 Metern erreicht.
Piccards Idee war dabei vielen damaligen Luftfahrern nicht neu. Bereits im Jahre 1903 hatte Hermann von Schrötter auf der 232. Versammlung des Berliner Vereins zur Förderung der Luftfahrt eine derartige Erfindung zur Überwindung der Höhen vorgeschlagen. Er plädierte damals für einen „hermetisch abgeschlossenen Korb mit erhöhter Sauerstoffspannung“.
Druckkabinen in der Luftfahrt
Bis die Druckkabine Einzug in die Flugzeugentwicklung finden sollte, dauerte es nicht lange. Bereits 1931, also im selben Jahr des neuen Höhenrekordes wurde eine Junker Ju 49 als spezielles Höhenflugzeug umgerüstet. Die Junker bot dabei eine Druckkabine für 2 Menschen. Auguste Piccard wurde während dieser Zeit in die Flugzeugentwicklung von Renard miteinbezogen. Dabei stürzte die von ihm mitentwickelte Renard R-35 jedoch bei ihrem Jungfernflug im Jahre 1938 ab und wurde daraufhin nicht mehr weiterentwickelt.
In der Mitte der 1940er Jahre wurde die Druckkabine jedoch wieder verstärkt berücksichtigt. Die Boeing 307 Stratoliner stellte dabei das erste in Serie produzierte Passagierflugzeug mit Druckkabine dar und wurde von der Transcontinetel and Western Air Fluggesellschaft für Langstreckenflüge zwischen New York und Los Angeles eingesetzt. Auch der Konzern Lockheed setzte ein erstes Flugzeug mit Druckkabine in den späten 1940er Jahren um.
Neue Herausforderungen für die Luftfahrt
Gehörten Druckkabinen in den 1950er Jahren bereits zum Design vieler Flugzeuge dazu, mussten Ingenieure feststellen, dass aufgrund der großen Reiseflughöhen eine bis dato unbekannte Materialermüdung auftreten konnte. Die Unfallserie, der de Havilland Comet begründete, daher ein Umdenken in der Konstruktion.
Besonders kleinere Flugzeuge, welche nur gelegentlich größeren Höhen ausgesetzt sind, haben auch heutzutage keine Druckkabine. Oftmals gibt es für diese Flugzeuge portable Sauerstoffgeräte.